Sunday, July 5, 2020

Warum die Mescheder Firma Heripack gut durch die Krise kommt - Westfalenpost

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Enste.  Warum Online-Handel und Umweltschutz gut für die Mescheder Firma Heripack sind, erläutert Geschäftsführer Dr. Lutz Demuß.

Es gibt sie, die Firmen, die offenbar ohne Schaden durch die Corona-Krise gehen. Heripack in Enste gehört dazu. Warum das so ist? Inhaber und Geschäftsführer Dr. Lutz Demuß hat eine paar Ideen.

Das Produkt

Heripack baut Maschinen, die Kartonverpackungen aufrichten, befüllen und verschließen. Ein Vorteil in diesen Tagen. Zum einen steigt der Online-Handel kontinuierlich, überall im E-Commerce werden Pakete gebraucht. „Und durch den Lockdown in der Coronakrise hat das noch mal einen weiteren Schub erhalten“, sagt Demuß. Zum anderen gibt es die Strategieänderung der EU. „Man will weg von Kunststoff- und Folienverpackungen. Der Trend geht zum Karton. Und das merken wir.“ Auch für viele Dinge, die früher in Styropor verpackt waren, würden jetzt individuelle Lösungen aus Pappe gesucht. „Wir können nicht alles ersetzen, aber vieles“, sagt Demuß. Dieser Trend stecke zwar noch in den Anfängen, „aber er wird uns perspektivisch weiter Arbeit geben.“ Rund 100 Maschinen werden bei Heripack pro Jahr gebaut. Dazu kommt der Handel mit Standard-Maschinen.

Die Mitarbeiter

Dr. Lutz Demuß, der in Rheinland-Pfalz lebt, hat viel Lob für seine Sauerländer Mitarbeiter. „Sie sind alle gut ausgebildet und einsatzbereit.“ Ingenieure, Mechatroniker, Industriemechaniker, Elektriker und Programmierer sind bei ihm beschäftigt und werden heute zum Teil auch bei Heripack selbst ausgebildet. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs seit der Übernahme im Jahr 2009 von rund 25 auf 50. Sie alle müssen teamfähig sein, Hand in Hand arbeiten, denn von der ersten Planung bis zur letzten Schraube wird alles in Enste abgewickelt. Auch das Aufstellen der Maschine beim Kunden erledigen die Mitarbeiter, die sie bereits gebaut haben.

Der Standort

Obwohl Heripack in die ganze Welt liefert, sei der Autobahnanschluss am Standort in Enste für ihn nicht so entscheidend, sagt der Geschäftsführer. Jedenfalls nicht, um das fertige Produkt zu versenden. „Bei rund zwei Lkw pro Woche, die unsere Maschinen transportieren, könnte die Firma auch weiterhin in Menkhausen liegen, wo sie vor rund 40 Jahren gegründet wurde.“ Wichtig sei die Autobahn allerdings, um qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. So reiste jetzt ein Bewerber für einen Job als Programmierer aus Dortmund an. Über die Autobahn ist Meschede für viele gut erreichbar. Und ein weiterer Vorteil: Gründer Alfred Rickert hatte schon 1983 weitblickend 12.000 Quadratmeter Fläche erworben, obwohl er erstmal nur die Hälfte bebaute. Für einen weiteren Teil hat Demuß jetzt die ersten Planungen in Auftrag gegeben. „Wir wollen weiter wachsen.“ Mit der Fertigstellung des Baus rechnet er aber nicht vor 2022.

Die Digitalisierung

Schon im vergangenen Jahr wollte Dr. Lutz Demuß die Digitalisierung bei Heripack weiter vorantreiben. Vieles gab es natürlich schon, wie die CAD-Konstruktion am Computer, in die sich auch die Kunden aus der Ferne zuschalten können. Sie können das Produkt prüfen, Fragen stellen und Verbesserungsvorschläge machen. Doch auch der Firmenchef, der auch Inhaber und Geschäftsführer der Firmen Rasch in Köln und Mohrbach-Verpackungsmaschinen im rheinland-pfalzpfälzischen Höhfröschen ist, wollte einfach nicht mehr so viel Zeit auf der Autobahn verbringen. Er investierte in weitere Video-Konferenzsysteme, die im Januar geliefert wurden. „Ich hatte mir ausgerechnet, dass sich die schon in einem Jahr amortisiert haben. Doch anfangs gab es noch Vorbehalte bei den Mitarbeitern.“ Dann kam die Coronakrise. „Und da waren alle froh, dass wir die Möglichkeiten hatten auf Entfernung, Konferenzen miteinander abzuhalten und Beratungsgespräche mit dem Kunden zu führen.“

Die Kunden

Schon Alfred Rickert hatte einen breiten Kundenstamm aufgebaut. Pharmaunternehmen, die Leuchtenindustrie, Batteriehersteller, die Lebensmittler, darunter auch einige Global Player aus dem Sauerland, gehörten zu seinen Kunden. Lutz Demuß baute diesen Kundenstamm aus. „Wir haben viele treue Stammkunden, die auch jetzt, trotz Coronakrise, weiter bestellen.“ Und die Neukunden-Akquise habe entstehende Lücken mehr als gefüllt. „Bis zum Sommer 2021 sind wir gut ausgelastet.“ Trotz und mit Corona.

Die Gründung

2009 zur Hochphase der Bankenkrise kaufte Dr. Lutz Demuß die Firma Heripack als kerngesundes Unternehmen von Adolf Rickert. Der Konstrukteur hatte den Betrieb 1977 in Menkhausen im Keller seines Einfamilienhauses gegründet und sich einen Namen bei vielen unterschiedlichen Kunden gemacht, bevor er 1983 in Enste neu baute.

Individuelle Lösungen, statt Standardmaschinen war seine Devise und diese bestimmt bis heute das Unternehmen. Rickert, Jahrgang 1942, lebt heute im Mescheder Norden. Er hatte erst eine Ausbildung zum Werkzeugmacher gemacht, bevor er Maschinenbau an der Fachhochschule in Iserlohn studierte. „Ich wollte mich immer selbstständig machen“, erzählt er. Nach Stationen in verschiedenen Unternehmen erkannte er in seiner Zeit im Außendienst den Bedarf an Maschinen für die Kartonverpackung, die Arbeitsabläufe rationalisieren. Er knüpfte Kontakte zu den unterschiedlichsten Firmen und Branchen. „Heripack, war nie abhängig von einem Auftraggeber“, betont er.

Demuß und Rickert waren Geschäftspartner. „Adolf Rickert kam dann auf mich zu, weil er keinen Nachfolger hatte“, erzählt Demuß. „Die vielfältigen Kontakte, die er aufgebaut hatte, helfen der Firma bis heute.“




July 05, 2020 at 02:37PM
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