Tuesday, July 28, 2020

"Gut, aber eben nicht sehr gut" - Wirtschaft - Badische Zeitung

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Das Umweltbundesamt sieht Verbesserungsbedarf bei der Mülltrennung / Restmüllmenge ist zurückgegangen.

Altpapiersammlung, Altglas-Container, Wertstofftonne, Biotonne, Sammelbox für Batterien, Sperrmüll − um Müll korrekt zu trennen, gibt es in Deutschland viele Angebote. Trotzdem landet im Restmüll vor allem eine Abfallart, die eigentlich wertvoll wäre.

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Reichlich Biomüll, aber auch Papier, Glas, Plastik und immer wieder Batterien (siehe Hintergrund): In deutschen Restmülltonnen landet viel, was anders entsorgt werden müsste. Fast 40 Prozent des Gewichts sind Bioabfälle, die auf den Kompost oder in die Biotonne gehören, wie das Umweltbundesamt ermittelt hat. Gut ein Viertel sind Wertstoffe, die recycelt werden sollten. Dazu kommen 0,5 Prozent "Problemfälle" wie Batterien, Lack oder Energiesparlampen, die Schadstoffe enthalten. Tatsächlicher Restabfall – wie Windeln, Staubsaugerbeutel, Kippen oder Kehricht – macht nur ein Drittel des Restmüllgewichts aus.

Um das herauszufinden, haben Helfer im Auftrag des Umweltbundesamts seit 2018 per Hand 504 Stichproben sortiert, das entsprach dem Inhalt von mehr als 2800 Mülltonnen. Und zwar nicht einfach aus Neugierde, sondern um herauszufinden, wie sich Mülltrennung und Müllvermeidung in Deutschland noch verbessern lassen.

Es war die erste bundesweite Restmüllanalyse seit 1985, und aus Umweltsicht gibt es eine gute Nachricht: Heute fällt nur noch fast halb so viel Restmüll pro Einwohner und Jahr an, die Menge sank von 239 im Jahr 1985 auf 128 Kilogramm heute. Vor allem Altpapier, Altglas, Metalle und Kunststoffe landen seltener in der Restmülltonne als damals, hier gibt es Rückgänge von bis zu 80 Prozent. Bei der Gesamtmenge des Abfalls seien die Deutschen aber nicht besser geworden, sagte Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt (UBA), da sei noch viel zu tun.

Staatssekretär spricht sich für mehr Biotonnen aus


Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth sprach deshalb von einer "Erfolgsgeschichte". Er mahnte aber auch: Ziel müsse sein, alles, was sich wiederverwerten lasse, auch zu recyceln. "Wir trennen gut, aber eben nicht sehr gut."

Bei der Untersuchung fielen Unterschiede zwischen ländlichen, kleinstädtischen und städtischen Hausmülltonnen auf: In Kleinstädten und Vororten ist die Hausmüllmenge mit 110,5 Kilo pro Einwohner und Jahr demnach am geringsten, auf dem Land sind es 124,5 Kilo und in der Stadt mit 151,1 Kilo am meisten. Mit Blick auf die Art der Häuser zeige sich, dass "mit zunehmender Bebauungsdichte die Gesamthausmüllmenge und auch der Wertstoffeintrag in die Restmülltonne zunehmen", heißt es .

Was also ist zu tun? Die Umweltbehörden setzen auf bessere Informationen und Appelle an die Verbraucher und Hauseigentümer, aber nicht nur. Flasbarth nahm vor allem die Biotonnen in den Blick: Da gebe es mengenmäßig das "allergrößte Potenzial", Biomüll gehöre in Biogas- und Kompostieranlagen. Seit 2015 sei zwar die getrennte Sammlung vorgeschrieben, nicht aber die Biotonnen in den Haushalten. Manche Kommunen böten auch zentrale Sammelstellen an, das sei offenkundig nicht ausreichend, etwa fürs Entsorgen von Küchenabfällen.

Um das zu verbessern, sei man mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) im Gespräch, sagte Flasbarth. Die Dichte an Biotonnen müsse erhöht werden und man müsse sehen, ob es rechtliche Schritte brauche. "Allerdings lassen sich einige Hürden nicht einfach per Gesetz wegdefinieren", teilte eine Sprecherin des VKU mit. Entscheidend seien die Akzeptanz und der Wille in der Bevölkerung, Bioabfälle zu trennen. Der Verband wies darauf hin, dass zu viele Fremdstoffe wie Plastikabfälle in der Biotonne landeten, die die weitere Verwertung "schwer bis unmöglich" machten. Für Rechenberg ist die Sache klar, das UBA ist für eine bundesweite Biotonnenpflicht. Bei der Ausstattung mit Biotonnen gebe es ein "gewisses Nord-Süd-Gefälle", sagte die Sprecherin.

Steuer verschoben

Die Stadt Tübingen hat die Einführung einer Verpackungssteuer um ein Jahr verschoben. Wie eine Sprecherin mitteilte, sollen Einwegverpackungen von Mitnahmegerichten erst von Januar 2022 an versteuert werden. Das entschied der Gemeinderat. Auch in Freiburg wurde bereits über die Einführung einer solchen Steuer diskutiert. Aus umweltpolitischer Sicht sei sie sinnvoll, sie werfe aber Umsetzungsprobleme auf, lautete der Tenor. Tübingen hatte als erste deutsche Kommune die Verpackungssteuer zum Januar 2021 einführen wollen, um den Müll im öffentlichen Raum der Stadt zu reduzieren. Wegen der Corona-Krise hatten Fraktionen aber beantragt, die Einführung zu verschieben, um Betriebe nicht zusätzlich zu belasten.



July 29, 2020 at 03:03AM
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