Potsdam/Berlin (dpa/bb) - Familien und Alleinreisende statt Sportgruppen und Schulklassen: Die Jugendherbergen in Berlin und Brandenburg erleben derzeit einen durchwachsenen Corona-Sommer. Elf der insgesamt 19 Einrichtungen in den beiden Ländern sind bereits wieder geöffnet, zum Teil mit Einschränkungen, wie der Jugendherbergsverband Berlin-Brandenburg mitteilte. Weitere sollen schrittweise öffnen. "Wir sind verhältnismäßig gut gebucht", sagte Verbandssprecher Marcus Hirschberg. Statt Schulklassen und Sportvereinen buchten vor allem Familien und Einzelgäste.
Zwar konnten die Herbergen in Berlin und Brandenburg seit Pfingsten nach rund zweieinhalb monatiger Pause wieder öffnen. Mit dem Mindestabstand von 1,50 Meter bei Menschen aus verschiedenen Haushalten und den Hygieneregeln seien viele Häuser jedoch nur zu 60 Prozent buchbar, sagte Hirschberg. Die Herbergen, die noch geschlossen seien, hätten Abstands- und Hygieneregeln nicht umsetzen können oder es sei ein zu großer Aufwand gewesen.
"Es ist eine bessere Nebensaison", sagte Marcel Sämann, stellvertretender Leiter der Jugendherberge Potsdam. Man habe mit weniger gerechnet und freue sich über die Buchungen. Dennoch: Coronabedingt fehlten dem Haus am S-Bahnhof Babelsberg einige Buchungen. "Für den Juli haben wir 2328 Übernachtungen", sagte Sämann. Über 2400 werden es nicht werden, so seine Prognose. Normalerweise habe die Herberge mit 154 Betten im Juli bis zu 3450 Übernachtungen. Sport- und Chorfahrten, da habe man "so gut wie nichts", Schulklassen könne man "an zwei Händen abzählen", so Sämann.
Dem Potsdamer Haus geht es dennoch verhältnismäßig besser als der Jugendherberge Berlin-Ostkreuz. "Die Buchungslage ist nicht mit einer normalen Saison zu vergleichen", sagte Leiter Andreas Scheuring. Normalerweise habe das Haus bis zu 9000 Übernachtungen im Sommer. Bis jetzt seien es gerade einmal 4000. Wegen coronabedingter Stornierungen habe die nach eigenen Angaben größte Herberge der Hauptstadt mehr als 50 Prozent der Übernachtungen verloren; 93 000 Buchungen hätte das Haus 2020 gehabt, nun seien es noch 42 000. Die Gäste konnten kostenfrei stornieren.
Die Jugendherberge nutzten viele Familien und auch ältere Leute für einen Städtetrip, bislang blieben vor allem Familien eher nur für wenige Tage "als Stop-over auf dem Weg von und zu der Ostsee", so Scheuring. Familien kämen aus dem ganzen Bundesgebiet. "Wir sehen immer, wo es gerade Ferien gibt." In der mit 445 Betten ausgestatteten Einrichtung im Berliner Osten gilt, wie auch in den anderen Herbergen, im ganzen Haus Maskenpflicht. Beim Essen am Tisch darf die Gesichtsbedeckung dann abgenommen werden. Tische seien im Speisesaal auseinander gerückt worden, das Essen müssten sich die Gäste an den Ausgabestellen abholen.
Die Jugendherberge Bremsdorfer Mühle im Schlaubetal (Oder-Spree) ist nach eigenen Angaben über die Sommerferien fast komplett ausgebucht - wenn auch mit anderen Gästen, als gewöhnlich. Statt Sportgruppen und dem regelmäßig in der Herberge einkehrenden Diabetikerverein hätten nun mehr Familien gebucht. Auch ein Schachclub sei darunter, sagte Björn Sickert, Mitarbeiter und Programmkoordinator in der Jugendherberge.
Eine Gruppe aus Berlin habe sich zum Filmdreh in der Herberge angemeldet. Und auch ein Grundschul- und hortübergreifendes Ferienlager wolle kommen. Dass viele Klassen- und Gruppenreisen storniert hätten, sei für Familien "ein glücklicher Umstand", könne man fast sagen, so Sickert. Bislang habe man vielen Familien wegen ausgebuchter Zimmer absagen müssen. Täglich habe die Herberge nun viele Anfragen von Familien. Laut Sickert komme man kaum noch hinterher.
July 13, 2020 at 10:10AM
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Herbergen öffnen schrittweise: "Verhältnismäßig gut gebucht" - Süddeutsche Zeitung
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gut
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