Australien fürchtet sich vor einer zweiten Infektionswelle. Der zweitgrößter Bundesstaat Victoria kündigte einen sechswöchigen Lockdown der Metropole Melbourne an. Der Premierminister von Victoria, Daniel Andrews, sagte, dass die Menschen ab Mittwoch um Mitternacht zu Hause bleiben müssen - abgesehen von den Gängen zur Arbeit, zum Arzt, zu den wesentlichen Dienstleistungen und zur der Schule. Der Staat verzeichnete über Nacht 191 neue Fälle, den größten täglichen Anstieg seit Beginn der Krise.
"Dies ist eine unhaltbar hohe Anzahl neuer Fälle", sagte Daniel Andrews gegenüber Reportern. Bei solchen zahlen sei es unmöglich, "dieses Virus zu unterdrücken und einzudämmen, ohne wesentliche Schritte zu unternehmen". Die Sperrung lässt die Hoffnungen von Premierminister Scott Morrison zunichte machen, der darauf abzielte, die meisten Beschränkungen im ganzen Land und Grenzschließungen Ende Juli aufzuheben, um die Wirtschaft wiederzubeleben. Der Ausbruch von Victoria könnte die erste Rezession der Nation seit fast drei Jahrzehnten jetzt weiter verschärfen.
Wegen zunehmender Corona-Fälle ist die Grenze zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Bundesstaaten geschlossen worden: Die Schließung des Verkehrs zwischen Victoria und New South Wales tritt am Mittwoch in Kraft. Mit der Schließung kommt auch der Verkehr zwischen den beiden größten Städten Australiens, Sydney (New South Wales) und Melbourne (Victoria), zum Erliegen. Die Flugroute zwischen den beiden Städten gehört eigentlich zu meistfrequentierten der Welt.
Immunologe Fauci: Corona-Situation in den USA "nicht gut"
Einer der führenden Gesundheitsexperten der USA hat sich angesichts des raschen Anstiegs der Corona-Neuinfektionen im Süden und Westen des Landes besorgt gezeigt. Die gegenwärtige Lage sei "wirklich nicht gut" und erfordere "sofortiges" Handeln, warnte der Immunologe Anthony Fauci. Die USA hätten die Pandemie nie unter Kontrolle gebracht und steckten daher immer noch tief in der ersten Welle des Virus. Die Wiederöffnung der Wirtschaft und die nötigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie dürften nicht als Widerspruch gesehen werden, mahnte er.
Die Zahl der Neuinfektionen ist seit Mitte Juni infolge der Lockerung der Corona-Auflagen stetig angestiegen. Seit einer Woche melden US-Behörden im Schnitt fast 50 000 Neuinfektionen pro Tag, vor allem aus den Bundesstaaten Florida, Texas, Georgia, Arizona und Kalifornien.
Fauci ist der Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten und ein Mitglied der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Vergangene Woche hatte er bei einer Anhörung im Kongress gewarnt, ohne entschlossenes Gegensteuern könne die Zahl der Neuinfektionen pro Tag in den USA bald auf bis zu 100 000 steigen.
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Präsident Donald Trump spielte die von der Zuspitzung der Pandemie ausgehende Bedrohung erneut herunter. Die Sterblichkeitsrate sei dramatisch gefallen, schrieb der Republikaner auf Twitter. Am Wochenende hatte er zum Entsetzen von Medizinern behauptet, 99 Prozent der Infektionen verliefen "völlig harmlos". In den USA sind etwa 130 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 gestorben.
Auch die prominente Bürgermeisterin von Atlanta, Keisha Lance Bottoms, teilte am Montag auf Twitter mit, sie sei positiv auf das Virus getestet worden - zeige aber keine Symptome. Bottoms wird als mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin von Joe Biden gehandelt. Der Demokrat und Ex-Vizepräsident gilt als Herausforderer des Republikaners Trump bei der Wahl im November.
Ausländischen Studenten in den USA droht Ausweisung
Ausländische Studierende an US-Universitäten, die im Wintersemester wegen des Coronavirus ausschließlich Online-Kurse anbieten, sollen nach dem Willen der US-Regierung das Land verlassen. Die US-Einwanderungsbehörde ICE teilte mit, an solchen Universitäten immatrikulierte ausländische Studenten müssten ausreisen oder an eine Hochschule wechseln, die Präsenzunterricht anbiete. Ansonsten drohe ihnen die Ausweisung. Ausländern, die ihr Studium an einer von Herbst an ausschließlich online lehrenden Hochschule aufnehmen wollten, werde kein Visum ausgestellt. Die Einreise ins Land werde ihnen nicht gestattet.
Betroffen von der Neuregelung sind Studierende, die ein F-1-Studentenvisum besitzen oder beantragen wollen. Sie gilt aber laut ICE auch für Kursteilnehmer an nicht-akademischen beruflichen Bildungseinrichtungen wie etwa Flugschulen (M-1-Visum). Die Behörde teilte mit, damit werde eine wegen der Ausbreitung des Virus für das vergangene Sommersemester geschaffene Ausnahmeregelung modifiziert. Diese habe wegen der Ausbreitung des Coronavirus mehr Online-Kurse erlaubt, als eigentlich für Ausländer gestattet sind.
Der Sender CNN berichtete am Montag, Tausende ausländische Studenten an Universitäten oder Teilnehmer an beruflichen Trainingsprogrammen könnten betroffen sein. Unter anderem hatte die US-amerikanische Elite-Universität Harvard am Montag angekündigt, wegen des Coronavirus im Wintersemester alle Vorlesungen online abzuhalten. Auch an der zwischen New York und Philadelphia gelegenen Universität Princeton werde "der meiste Unterricht" online stattfinden, hieß es am Montag.
Brasiliens Präsident Bolsonaro unterzieht sich Corona-Test
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich einem Test auf das Coronavirus unterzogen. Der Staatschef habe am Montag Symptome gezeigt und sich daraufhin in einem Militärhospital in der Hauptstadt Brasília untersuchen lassen, berichtete das Nachrichtenportal UOL. Dort sei auch eine Röntgenaufnahme seiner Lunge angefertigt worden. Entgegen seiner Gewohnheit trug er bei seiner Rückkehr aus der Klinik eine Maske und riet einem Anhänger, sich ihm nicht zu nähern.
Bolsonaro bezeichnete das Coronavirus immer wieder als "leichte Grippe" und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen. Der Präsident hat sich bislang bereits dreimal auf das Virus testen lassen. Nach einer Klage der Zeitung O Estado de S. Paulo legte die Regierung die Ergebnisse im Mai dem Obersten Gerichtshof vor - alle waren negativ. Nach einer Reise von Bolsonaro in die USA im März waren mindestens 23 Mitglieder seiner Delegation positiv getestet worden.
Brasilien ist neben den Vereinigten Staaten derzeit der Brennpunkt der Corona-Pandemie. Bislang haben sich in dem größten Land Lateinamerikas 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 65 487 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.
Erstmals wieder mehr als 1000 aktive Corona-Fälle in Österreich
In Österreich sind erstmals seit Mai wieder mehr als 1000 Menschen akut mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl stieg am Montag auf 1012, wie das Gesundheitsministerium in Wien mitteilte. Für eine spürbare Zunahme sorgt weiterhin der regionale Ausbruch rund um Linz in Oberösterreich, wo die Zahl der Fälle seit Sonntag um 57 auf 414 stieg. 347 aktive Fälle waren aus der Hauptstadt Wien gemeldet. Vier der neun Bundesländer in Österreich wiesen dagegen keine Neuinfektionen auf.
Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) teilte mit, dass es sich um deutlich abgegrenzte regionale Ausbreitungen handle, die gut nachverfolgt werden könnten. Es liege bislang kein einziger Cluster ohne Klarheit über Entstehung und Hintergrund vor. Zuletzt hatten die Behörden am 20. Mai gemeldet, dass die Zahl der aktiv Erkrankten unter die Marke von 1000 gesunken war.
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Iran meldet Rekordzahl an Corona-Toten
Iran hat seine bislang höchste offizielle Zahl neuer Todesopfer des Coronavirus bekannt gegeben. 163 Tote innerhalb eines Tages wurden am Sonntag vermeldet. Die Regierung ordnete eine Maskenpflicht unter anderem für die U-Bahn Teherans, Busse und Behördengänge an.
Nach offiziellen Angaben wurden in Iran bislang 240 000 Corona-Fälle bestätigt. Masud Mardani, ein Mitglied der Corona-Taskforce, sagte allerdings unlängst, die Ergebnisse stichprobenartiger Antikörper-Tests deuteten darauf hin, dass sich bereits 18 Millionen Iraner infiziert hätten.
July 07, 2020 at 11:00AM
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Corona weltweit: Sechswöchiger Lockdown in Melbourne - Süddeutsche Zeitung
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gut
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