
Erprobung nur an wenigen Studienteilnehmern
Solche Vektor-Impfstoffe sind schon im Einsatz, zum Beispiel gegen das Ebolavirus. Trotzdem hagelt es jetzt von allen Seiten Kritik. Denn die russischen Forscher haben den Impfstoff offenbar nur an sehr wenigen Studienteilnehmern erprobt. Ganz ähnlich hatten es davor chinesische Wissenschaftler getan. Ihr Impfstoff bekam aber zunächst nur eine begrenzte Zulassung fürs chinesische Militär.
"Wir haben die Daten nicht gesehen. Insofern können wir nur spekulieren. Wenn es stimmt, was in der Zeitung steht, dass tatsächlich nur 30 oder 40 Menschen diesen Impfstoff bekommen haben und dann wurde er zugelassen, dann ist das sehr, sehr schlecht. So was sollte man nicht machen. Aber wer weiß, vielleicht wurden ja schon Tausende damit geprüft", erzählt Kremsner.
Mehrere Testphasen notwendig
Genau das wäre eigentlich der Normalfall, eine dritte Testphase an mehreren tausend Menschen, um herauszufinden, ob die Impfung tatsächlich wirkt und ob die Studienteilnehmer sie vertragen.
"Jeder Impfstoff und jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Und genau das studiert man mit großen Studien, in der Regel einer großen Zulassungsstudie." Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Universität Tübingen
An soclhen Studien nähmen mindestens 5.000 Probanden teil, so Kremser, in der Regel sogar eher zehntausend bis zu 30.000 und 50.000 Probanden, um schwerwiegende Nebenwirkungen, die in einem Bereich von eins zu tausend auftreten, zu erkennen.
Auch Paul-Ehrlich-Institut warnt vor übereilten Zulassungen
Auch beim Paul-Ehrlich-Institut, das hierzulande Impfstoffe zulässt, war man über die Nachricht aus Russland überrascht. Institutsleiter Klaus Cichutek sagte diese Woche: "Das Paul-Ehrlich-Institut warnt im Einklang mit der WHO und internationalen Expertinnen und Experten vor zu großer Eile bei der Impfstoffzulassung." Aus Sicht des PEI sei es auch in der aktuellen Pandemie-Situation zwingend erforderlich, dass alle Prüfungen und Bewertungen mit der gleichen Sorgfalt erfolgen wie bei anderen Impfstoffen. Zugelassen werden sollte ein Impfstoffprodukt nur dann, wenn der gezeigte Nutzen mögliche Risiken überwiege.
Forschungsstudien laufen auf Hochtouren
Das herauszufinden dauert in der Regel zehn bis 20 Jahre. Jetzt, in der Corona-Pandemie, haben alle den Turbo eingelegt, sodass der Tübinger Infektiologe Peter Kremsner bald mit besser erforschten Impfstoffkandidaten rechnet.
"Und ich hoffe, dass wir demnächst auch in der EU einige - und ich denke durchaus bis zu zehn verschiedene - Impfstoffe haben werden gegen Covid19. Und die Besten werden sich durchsetzen." Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Universität Tübingen
Ob der russische Impfstoff "Sputnik V" zu den langfristigen Gewinnern zählt, wird sich noch zeigen. "Und was den Impfstoff angeht, hat China die Goldmedaille gewonnen und Russland die Silbermedaille. Hoffentlich müssen sie diese Medaillen nicht zurückgeben, wenn es sich herausstellte, dass die Impfstoffe dann doch nichts taugen", so Kremsner.
August 16, 2020 at 01:08PM
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BR24Live 16.30 Uhr: Wie gut ist Russlands Corona-Impfstoff? - BR24
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