Stand: 18.07.2020 08:40 Uhr - NDR 90,3
von Jörn Straehler Pohl und Karl-Henry Lahmann
Radfahrerinnen und Radfahrer sollen in Hamburg mehr Platz bekommen. Die Verkehrsbehörde prüft zurzeit, ob sogenannte Pop-Up-Radwege auf Straßen markiert werden sollen. Mögliche Strecken sind in der Hafencity am Sandtorkai, auf der Max-Brauer-Allee Höhe Stresemannstraße und beim Schlump. Die ersten wolle man im Herbst verwirklichen, die zweite Welle im Frühjahr 2021, erklärte die Behörde. Hamburg folgt damit dem Beispiel Berlins - dort gibt es 25 Kurzzeit-Radwege mit provisorischen Markierungen.
Doch sind Pop-Up-Radwege wirklich zu begrüßen? Die NDR 90,3 Reporter Karl-Henry Lahmann und Jörn Straehler-Pohl haben diesbezüglich unterschiedliche Auffassungen.
Pro und Kontra: Sind Pop-Up-Radwege zu begrüßen?
NDR 90,3 - 18.07.2020 08:40 Uhr
Hamburg setzt auf Pop-Up-Radwege. Doch sind die wirklich zu begrüßen? Die NDR 90,3 Reporter Karl-Henry Lahmann und Jörn Straehler-Pohl haben diesbezüglich unterschiedliche Auffassungen.
Pro:
Jörn Straehler-Pohl hält Pop-Up-Radwege für den ersten Schritt zur fahrradfreundlichen Stadt
Endlich passiert mal was hier bei uns in Hamburg. Ich bin leidenschaftlicher Fahrradfahrer. Ich hatte die letzten fünf Jahre nicht den Eindruck, dass für uns wirklich etwas getan wird. Jetzt kommen diese provisorischen Radwege. Das ist für mich der erste Schritt zu einer fahrradfreundlichen Stadt.
Es ist zwar ein Provisorium, aber das ist doch besser, als wenn jetzt weiterhin jahrelang mühsam geplant wird und dann vielleicht mal letztendlich ein Kilometer Luxus-Fahrradstrecke dabei herauskommt.
Gerade Menschen, die nicht so häufig mit dem Rad unterwegs sind und sich vielleicht ein bisschen unsicherer fühlen, die brauchen einen geschützten Radweg. Aber der Vorteil von diesen neuen Pop-up-Radwegen ist ganz einfach: Es wird den Autofahrern schon Platz weggenommen und darauf wird es so oder so hinauslaufen. Autofahrer in Hamburg können sich quasi an das neue Fahrrad-Hamburg dadurch besser und schneller gewöhnen.
Es ist gut, dass zumindest etwas passiert und Bewegung in die Sache kommt, die es die letzten fünf Jahren aus meiner Sicht nicht gegeben hat. Ich würde mir wünschen, dass die Bewegung ordentlich umgesetzt wird. Dass gesagt wird: Wir haben einen Fußgängerweg, einen Fahrradweg, Parkstreifen, eine Straße und alles ist gut. Das dauert ein bisschen länger, ist aber eine seriöse, handfeste Lösung.
Kontra:
Karl-Henry Lahmann plädiert für richtige eigene Radwege anstelle von provisorischen Pop-Up-Radwegen
Dass etwas passieren muss, da gebe ich Jörn Strähler-Pohl vollkommen recht. Ich finde, die Fahrradfreundlichkeit ist hier in Hamburg deutlich unterentwickelt. Ich bin Bremer. Bremen ist laut ADFC die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands. Und da sind wir ganz anderes gewohnt als hier in Hamburg. Diese Bedarfswege hingegen halte ich für einen falschen Weg: Die sind ein Provisorium. Ein Provisorium hält oftmals länger als man will, ohne dass es wirklich etwas bringt.
Es geht mir stattdessen nicht um Luxus-Fahrradstrecken. Es geht darum, dass Fahrradfahrer auch Abstand brauchen - Abstand zu den Autos. Ich möchte einfach nicht, dass die Busse und die Autos dicht an mir vorbei fahren und mich fast vom Rad runterholen. Ich möchte einen ordentlichen, abgetrennten Fahrradweg und auch als Verkehrsteilnehmer ernst genommen werden. Fußgänger, Busse und Autos haben ihren Weg - Fahrradfahrer, brauchen auch ihren eigenen - auf Kosten der anderen.
Mit Pop-Up-Radwegen können sich die Radfahrer nicht an ein neues Hamburg gewöhnen. Denn sie wissen: Diese Streifen verschwinden bald wieder. Solange es sie gibt, bringt es auch keinen Spaß, darauf zu fahren. Auf die Art und Weise, glaube ich, schafft man es überhaupt nicht, einer Stadt ein Image und auch ein Sicherheitsgefühl für Radfahrer zu geben, dass diese dort gerne unterwegs sind. So vergrault man Radfahrer.
Weitere Informationen
July 18, 2020 at 01:40PM
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Pro und Kontra: Wie gut sind Pop-Up-Radwege? - NDR.de
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gut
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