Wenn aus Schulabgängern Studenten, Weltenbummler oder Berufseinsteiger werden, tun sich jungen Menschen zahllose Möglichkeiten auf, zumindest normalerweise. In Zeiten von Corona hingegen werden Zukunftsentscheidungen viel mehr von einem Bedürfnis nach Sicherheit beeinflusst. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt hat eine solche Entwicklung bei den Ausbildungsstellen in der Region beobachtet. In einer Pressekonferenz stellten die Verantwortlichen am Donnerstag die Lage am Ausbildungsmarkt in der Region vor. Aktuell sind rund 200 Ausbildungsplätze in der Lehrstellenbörse der IHK unbesetzt.
Die Schüler setzten auf vermeintlich sichere Lösungen, was ihre Zukunft anginge, sagte IHK-Vizepräsident Klaus-Stefan Ruoff. „Es zeichnet sich eine Linie ab, dass viele Schüler eine längere Schullaufbahn einschlagen, um höhere Abschlüsse zu erreichen.“ Wahrscheinlich glaubten sie, es gebe wegen der schlechten Wirtschaftslage kaum noch Ausbildungsplätze, mutmaßte Ruoff. Doch das sei ein Trugschluss, denn im Moment seien die Chancen gut, die gewünschte Ausbildung zu bekommen. Auch seien die Plätze krisenfest, da sie selten von Kurzarbeit betroffen seien und sich die IHK im Insolvenzfall um die Weitervermittlung kümmere.
Wer Elektroniker werden will, hat gute Chancen
Wer beispielsweise momentan eine Ausbildung zum Elektroniker beginnen möchte, hat gute Chancen, eine Stelle zu bekommen, wie eine Statistik der IHK zeigt. In Frankfurt, dem Main-Taunus-Kreis und dem Hochtaunuskreis sind dafür derzeit 26 Ausbildungsplätze frei.
Um die Bewerber mit Unternehmen zusammenzubringen, die unbesetzte Lehrstellen zu vergeben haben, bietet die IHK auch in diesem Jahr das „Azubi-Speed-Dating“ an. Wegen der Pandemie werden die Treffen online stattfinden, verteilt über den ganzen September. Auf einer Internetplattform haben die Bewerber die Wahl zwischen 41 Ausbildungsberufen bei 32 Unternehmen. Für einen Gesprächstermin ist es möglich, sich zu entscheiden, ob sie diesen lieber per Video oder per Telefon wahrnehmen wollen.
Die Zahl der bisher abgeschlossenen Ausbildungsverträge lag im Juli mit einem Minus von mehr als 900 unter dem Vorjahreswert. „Statistisch gesehen stehen jedem Bewerber in Hessen 1,2 Lehrstellen zur Verfügung“, sagte Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin der Aus- und Weiterbildung. Sie rechnet in den nächsten Wochen mit einem Anstieg der Zahl an Ausbildungsverträgen.
Für den bisher geringeren Wert gebe es einige Gründe, erklärt Scheuerle. Zum einen habe sich der Bewerbungsprozess durch Corona insgesamt um einiges verzögert. In bestimmten Branchen wie dem Tourismus- und Gastronomiegewerbe sei zudem ein geringeres Angebot an Lehrstellen vorhanden. Insgesamt aber müsse sich in der Hinsicht niemand Sorgen machen. Trotz allem hätten im Juni mehr als 90 Prozent der Ausbildungsbetriebe zugesagt, weiterhin ausbilden zu wollen.
August 22, 2020 at 10:00PM
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Die Chancen auf eine Lehrstelle sind gut - F.A.Z. - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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gut
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