Schwester Regina Greefrath über das Sonntagsevangelium
Zweifel und Übermut: Beides kennen wir nur zu gut. Wir können durch sie zurückgeworfen werden und drohen unterzugehen, meint Schwester Regina Greefrath. Doch wenn man sich nicht von weltlichen Dingen ablenken lasse und mit Christus Blickkontakt halte, werde immer alles gut.
Von Sr. Regina Greefrath CSA | Essen - 08.08.2020
Impuls von Schwester Regina Greefrath
Hand aufs Herz: wir kennen sie alle, die Zweifel! Ist das, was ich gerade tue, richtig? Erfüllt es die Erwartungen, die an mich gerichtet sind? Kann ich es überhaupt aus eigener Kraft schaffen?
Und auch den Übermut, den man bei Petrus wahrnehmen kann, kenne ich aus eigenem Erleben. Man wird um etwas gebeten oder möchte aus eigenen Stücken etwas tun und sagt sich: Na klar, das mache ich, kein Problem! Vielleicht möchte man auch zeigen, was in einem steckt; den anderen beweisen, dass man es schaffen kann.
Beim Lesen des Evangeliums frage ich mich an der Stelle, an der Petrus aus dem Boot steigt, immer wieder: Ist er eigentlich noch zu retten? Ist diese ganze Situation nicht schon nervenaufreibend und Adrenalinkick genug? Es ist Nacht, die Jünger sind in einen heftigen Sturm geraten, sie glauben ein Gespenst zu sehen… Und Petrus hat nichts besseres zu tun, als über das Wasser laufen zu wollen? Doch das, was Petrus da tut, ist ein großer Vertrauensbeweis Christus gegenüber. Zweifel scheint er anfangs keine zu haben; er vertraut darauf, dass er in Jesu Nähe sogar übers Wasser gehen kann.
Und dies geht zunächst auch gut, das Wasser hält ihn. Dann aber lässt er sich von seinem Umfeld ablenken, schaut nicht mehr Christus an, sondern die hohen Wellen und bekommt Angst, so sehr, dass er untergeht. Hier zeigt sich, wie nah Mut und Angst manchmal beieinander liegen. Und dann kommt der alles entscheidende Satz von Jesus: "Warum hast du gezweifelt?" Warum hast du mir nicht vertraut, dich mir nicht anvertraut? Warum hast du dich ablenken lassen? Durch dein fehlendes Vertrauen bist du ins Straucheln geraten.
Das ist etwas, was ich mir für mich selbst, für meine Gemeinschaft, für die Kirche, für die Christen wünsche: dass wir nie das Vertrauen in Christus verlieren mögen.
Ja, es ist viel schief gelaufen in der Geschichte der Kirche, ja, die Christen sind alle keine Heiligen, ja, es gibt zu wenige Priester und Ordensleute, ja, die Kirche hat in manchen Bereichen an Glaubwürdigkeit verloren, ja, es treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus, ja, alles scheint den Bach runterzugehen… Aber ist das ein Grund zum Untergehen, zum Aufgeben? Nein!
Was mich das Evangelium von heute lehrt: Solange ich mit Christus Blickkontakt halte, solange ich die Botschaft Jesu nicht nur verkünde, sondern auch lebe, läuft es, und ich bin zu Dingen fähig, die ich allein nicht schaffen kann. Sobald ich mich aber ablenken lasse, auf weltliche Dinge schaue, fange ich an zu straucheln. Doch Christus streckt mir immer wieder seine Hand entgegen und fängt mich auf. Ende gut, alles gut.
Von Sr. Regina Greefrath CSA
Evangelium nach Matthäus (Mt 14, 22–33)
Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort.
Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.
Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich!
Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.
Die Autorin
Schwester Regina Greefrath CSA gehört dem Orden der Augustiner-Chorfrauen an. Sie unterrichtet am klostereigenen Gymnasium die Fächer katholische Religion und Spanisch und engagiert sich in der AG Berufungspastoral der Orden (AGBO).
Ausgelegt!
Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.
August 08, 2020 at 10:47PM
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Ende gut, alles gut! - katholisch.de
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