Dresden. Paukenschlag bei Dynamo Dresden wenige Tage vorm Start in die neue Saison: Am Donnerstagnachmittag beurlaubte der Zweitliga-Absteiger seinen kaufmännischen Geschäftsführer Michael Born. Der 52-Jährige wurde mit sofortiger Wirkung vom Aufsichtsrat von seinen Aufgaben entbunden, sein Vertrag läuft noch bis 2021.
Der Aufsichtsrat begründete Borns Demission in einer Pressemitteilung nur vage: „Mit dieser Entscheidung stellen wir weitere wichtige Weichen für eine strategische Neuausrichtung der Geschäftsführung des Vereins für die Zukunft. Der Freistellung des kaufmännischen Geschäftsführers ist eine umfangreiche Analyse des Aufsichtsrates in den zurückliegenden Monaten vorangegangen, die in der Konsequenz nun die Beurlaubung von Michael Born nach sich gezogen hat“, erklärte darin der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Heinig. Er bescheinigte dem 2016 nach Dresden gewechselten Ex-Paderborner zugleich erfolgreiche Arbeit, was sehr positive Geschäftszahlen in den letzten Jahren untermauern.
DURCHKLICKEN: Rundgang durch das neue Trainingszentrum
Bei der letzten Mitgliederversammlung im November 2019 vermeldete der vom Verein bestellte Wirtschaftsprüfer ein Eigenkapital von rund 10 Millionen Euro, das dem später in der Corona-Krise sportlich abgestürzten Ex-Bundesligisten wirtschaftlich sehr zugute kam. Zudem gelang es dem Verein unter Borns maßgeblicher Mitwirkung, das fast 20 Millionen Euro teure, neue Trainingszentrum fertigzustellen.
Einzelkämpfer auf der Geschäftsstelle
Marketing und Sponsorenbetreuung waren Borns Stärken, schwer tat er sich dagegen offenbar mit der Personalführung und bei der Entwicklung von Visionen für die Zukunft, heißt es aus Insiderkreisen. Zu zögerlich sei er auch bei der Erarbeitung von Konzepten gewesen, mit denen sich die Auswirkungen der Corona-Krise auffangen lassen. Da sei Born zu sehr „auf Sicht“ gefahren. Vor zwei Wochen habe der Aufsichtsrat ihn noch einmal ermahnt, das zu ändern. Die erhoffte Reaktion sei aber ausgeblieben.
Ein Dorn im Auge war den Aufsichtsräten aber vor allem der Umgang des Westfalen mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle. Born sei nicht etwa autoritär und barsch aufgetreten, sondern habe seine Mitstreiter einfach zu wenig eingebunden, den Draht zu ihnen nicht gesucht, mehr als Einzelkämpfer agiert. Es habe an Kommunikation gefehlt: „Er konnte sich nicht in die Mitarbeiter hineinversetzen“, berichtet ein Kenner.
Wirklich harmoniert hat Born deswegen auch nicht mit Ralf Minge, bis Juni 2020 Sport-Geschäftsführer. Zwar setzten beide gemeinsam die Fertigstellung des neuen Trainingszentrums im Ostragehege durch, aber an anderen Punkten knirschte es. Die Geschäftsstellen-Mitarbeiter beschwerten sich schon 2018 über Borns Führungsstil und erhielten Schützenhilfe von Minge. So befasste sich der Aufsichtsrat bereits 2019 ernsthaft mit einer Trennung von Born, doch Minge schwenkte damals noch um und legte sein Veto gegen Borns Entlassung ein.
Minge-Aus rettet Born nur kurz den Job
Der Burgfrieden hielt erst einmal, die Unzufriedenheit mit Born schwelte aber weiter. Als im Frühjahr Minge die ihm vom Aufsichtsrat angebotene und dann noch einmal verkürzte Vertragsverlängerung ablehnte, sollte die Sportgemeinschaft nicht gleich ganz ohne Geschäftsführer dastehen. Um dem neuen Sport-Geschäftsführer Ralf Becker den Einstand zu erleichtern, hielt man vorerst an Born fest.
Als der ehemalige Manager des SC Paderborn – dort hatte er großen Anteil am sensationellen Bundesliga-Aufstieg der Ostwestfalen im Jahr 2014 – seine Arbeitsweise nicht anpassen wollte, entschied sich das Kontrollgremium nun zu einem scharfen Schnitt, der vier Tage vor dem heißen Saisonstart viele überraschte. Am Montagabend (18.30 Uhr) beim DFB-Pokalspiel gegen den Zweitligisten Hamburger SV wird man Born nun vergebens im Harbig-Stadion suchen.
Born mag Entlassung nicht kommentieren
Auch für ihn kam die Beurlaubung überraschend. Mit dieser Konsequenz des Aufsichtsrates hatte er nicht gerechnet. Er habe erstaunt und etwas ungläubig gewirkt, als ihm Heinig und Dr. Jürg Kasper die Entscheidung persönlich mitteilten, heißt es aus dem Umfeld der Dynamo-Spitze. Das Gespräch sei aber sachlich geblieben, Born habe die Nachricht professionell aufgenommen. Als ihn der SPORTBUZZER am Telefon erreichte, wollte der Geschasste aber keinerlei Kommentar zum Tage abgeben. Seine Aufgaben übernimmt vorerst der Leiter Finanzen, Enrico Kabus.
Die öffentliche Neuausschreibung von Borns Stelle geht am Freitag raus, einen potenziellen Nachfolger soll der Aufsichtsrat aber schon im Auge haben.
September 11, 2020 at 12:57PM
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Warum Michael Born Dynamo Dresden nicht mehr gut genug war - Sportbuzzer
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gut
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