Wednesday, September 2, 2020

Ente gut, alles gut - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Es beginnt mit einem Namenswitz, und am Ende stehen dann drei Neffen und ein Onkel neben ihren Rädern, irgendwo hinter Buchenau, und schauen in die Hitze eines hessischen Julitages. Und kommen sich ein bisschen so vor, als würden sie ein Abenteuer nachspielen.

Tobias Rüther

Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Die Räder sind grasgrün. Der Weg über das Feld ist staubig. Die Sonne wird bald am höchsten stehen. Die vier sind eigentlich nur abgebogen von ihrer Radstrecke, die an der Lahn entlang Richtung Biedenkopf führt, weil am Waldrand eine Ruine zu sehen war. Und sich ihr Ausflug auf den grasgrünen Rädern die ganze Zeit schon angefühlt hatte wie eine Geschichte, die sie mal gelesen haben oder im Kino gesehen haben, ein Jugendabenteuerfilm: vier aus der Fremde und ihr Trip über ausgestorbene Dörfer.

Und diese Ruine im Wald, die sie von weitem entdeckt hatten, passte so schön dazu. „Lass mal angucken“, sagte einer der Neffen, „famous last words“ ein anderer, also bogen sie ab, knirschten über den Feldweg, hielten unterhalb der Ruine und stiegen vom Rad.

Und dann wäre fast überhaupt gar nichts passiert, weil die vier näher an die Ruine vor lauter Bäumen gar nicht herankamen – wenn nicht ein Bauer, an dem sie kurz vorher vorbeigeradelt waren, plötzlich mit seinem Trecker aufgetaucht wäre und die vier gefragt hätte, ob sie denn wüssten, wohin sie wollten. War da ein komischer Unterton in der Frage? „Wir wollten nur drehen“, antwortete der Onkel, und der Bauer sagte: „Ja, drehen kann man hier, drehen kann man hier“, famous vorletzte Worte.

Vielleicht war das aber wirklich alles auch nur wieder die Einbildungskraft gewesen: dass da ein drohender Unterton mitschwang. Jedenfalls stiegen der Onkel und seine drei Neffen wieder auf ihre Räder und fuhren am Bauer auf seinem Trecker vorbei – zurück nach Dagobertshausen.

Dagobertshausen hat nichts mit Onkel Dagobert und dessen Abenteuern zu tun. Und erst recht nichts mit Onkel Donald und dessen drei Neffen. Das Dorf oberhalb von Marburg geht auf die Zeit der Merowinger zurück, nicht auf Disney, es gab mal einen König, der so hieß, Dagobert I., im 7. Jahrhundert, vielleicht ist das Dorf nach ihm benannt worden.

Marburg an der Lahn, ohne Enten

Marburg an der Lahn, ohne Enten : Bild: ddp Images

Aber wenn man ins hessische Dagobertshausen will und drei Neffen hat, dann nimmt man sie natürlich mit. Und sei es nur, um die Pointe nicht zu verschenken. „Das ist so eine schöne Idee“, hatte auch die Ressortleiterin gesagt, „in Zeiten von Corona einfach mal die Eltern entlasten und denen für ein Wochenende die Kinder abnehmen!“ Die Neffen sind 23, 29 und 31 Jahre alt und wohnen längst nicht mehr zu Hause.

Sie sind allerdings sofort Feuer und Flamme, als sie von dem Kochkurs hören, den man auf dem Hofgut in Dagobertshausen machen kann. Eine altersgemäße Einsicht in die Notwendigkeit, endlich mal selbst was in der Küche zustande bringen zu können. („Hoffentlich tragen sie Hosen“, hatte ein anderer gesagt, vertraut mit dem Gesamtwerk der Familie Duck.) Jedenfalls wartet nach der Tour auf dem Lahnradweg am Nachmittag ein Kochkurs auf die drei Neffen und ihren Onkel, und vielleicht ist deswegen der Rückweg so viel schneller, trotz der Steigungen. Und es gibt fiese Steigungen rund um Marburg, fies und malerisch: „Mittelhessen“, von wegen.




September 02, 2020 at 01:39AM
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